Dienstag, 10. November 2009

Österreichs Urlaubsportale: Betti vs. Franzl

Wie von den meisten nicht unbemerkt, hat es in den letzten Wochen einige interessante Entwicklungen auf dem Markt der österreichischen Urlaubsportale gegeben. Und zwar hat der langjährige Platzhirsch Tiscover eine (weitere) Konkurrenzplattform bekommen, die sich urlauburlaub.at nennt. An und für sich keine spektakuläre Sache, wenn man sich die Hintergründe ansieht, allerdings doch recht interessant. Hinter urlauburlaub.at stehen nämlich ein ehemaliger Tiscover-Mitarbeiter und die potenten Partner Herold und Feratel.

Feratel, den meisten bekannt als Betreiber von Panoramakameras, ist im Bereich Informations- und Reservierungssysteme der größte Mitbewerber von Tiscover (hat übrigens im September dieses Jahres den Tiscover-Vorzeigekunden Lech-Zürs mit seinem Deskline-System für sich gewonnen). Bisher verfügte man zwar über die Buchungstechnologie und zahlreiche Kunden, auf deren Websites das System installiert war, eine eigene zentrale Buchungsplattform für alle Angebote gab’s allerdings bisher nicht. Diese Aufgabe soll nun urlauburlaub.at erfüllen. Die Vertriebsseite wird durch Herold abgedeckt, die ja über eine entsprechend große Vertriebsmannschaft verfügen. Mit reise-hero.at ist man dort ja auch schon einige Zeit im Online-Tourismus-Markt tätig.

Die richtigen Partner hat man also – was natürlich noch keine Erfolgsgarantie darstellt. Laut eigenen Angaben auf der Website von urlauburlaub.at versteht man sich nicht als Buchungsplattform – sondern als Informationsplattform „zum Stöbern“ – in unseren „performance-orientierten“ Zeiten doch ein recht ungewöhnlicher Ansatz.

Über die graphische Gestaltung / Farbgebung der Website, das Logo und das Maskottchen kann man sicher geteilte Meinung sein – ist schließlich immer Geschmackssache. Den Franzl Österreicher find ich ganz nett und sympathisch, der sorgt zumindest für Aufmerksamkeit und kann für die verschiedensten Zwecke herhalten (aber Moment: hat Tiscover mit ihrem „Betti“ (oder wie heißt das?) nicht inzwischen auch ein Maskottchen? :-). Woraus ich noch nicht wirklich schlau geworden bin, ist der Domain-Name: urlauburlaub.at. Die Seite ist als reine Österreich-Urlaubsplattform konzipiert – da wäre es naheliegend gewesen, das auch irgendwo im Namen ersichtlich zu machen. Ich als User habe andere, im Angebot viel weiter reichende Erwartungen, wenn ich urlauburlaub höre. Bei Tiscover ist die Sache etwas anders gelagert, hier handelt es sich um einen seit vielen Jahren eingeführten Markenbegriff.

Sehr gut bei urlauburlaub.at ist, dass man konsequent die Möglichkeiten des Social Web nutzt: es gibt eine eigene Seite auf Facebook, einen Twitter-Account, einen Blog, und Ansätze für Empfehlungsmarketing (Beiträge der User, Andere Urlauber interessierten sich auch für…). Auch positiv: das Angebot insgesamt ist sehr umfangreich, man wird auf jeden Fall bei der Suche nach seinem Urlaubsort und einer Unterkunft fündig. Auch mit Zusatzinformationen wird nicht gegeizt (Infrastruktur, Skigebiete, Essen & Trinken etc.).

Die Darstellung der eigenen Unterkunft ist kostenlos, es gibt also keine Fixgebühr und keine Buchungsprovisionen. Allerdings kann man sich (kostenpflicht) in den Ergebnislisten vorreihen lassen bzw. sogar fix unter den Top-5 Ergebnissen platzieren. Ob das dann für den User ersichtlich ist oder nicht, ist mir nicht bekannt. Falls nicht, stellt sich natürlich die Frage, ob es User-freundlich ist, schließlich kann ich bei Google auch klar zwischen bezahlten und nicht bezahlten Ergebnissen unterscheiden.

Die Navigation auf der Seite geht auch recht flott von der Hand. Allerdings muss ich als User schon wissen, wo ich Urlaub machen möchte, d.h., das ganz ist strikt geographisch aufgebaut, eine Suche nach Interessen/Themen gibt es nicht.

Ich halte es auf alle Fälle für eine mutige Entscheidung, bewusst keine Buchungsplattform zu sein, und den Hauptfokus auf die Information zu setzen – gerade wo der Hauptmitbewerber genau die gegenteilige Strategie eingeschlagen hat und von der Information- zur Buchungsplattform mutiert ist (getrieben von einem erfolgsorientierten Provisionsmodell).